Biomechanik und Okklusionskonzepte in der Implantologie

Biomechanik und Okklusionskonzepte in der Implantologie

Der Erfolg einer prothetischen Versorgung hängt unter anderem von der Okklusionsfunktion ab. Dies spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit des stomatognathen Systems.


1. Physiologische Unterschiede zwischen natürlichen Zähnen und Implantaten:

Der natürliche Zahn und das Implantat weisen zwei unterschiedliche Physiologien auf, die mit dem Vorhandensein des Desmodonts um die Wurzel des natürlichen Zahns herum und dem Fehlen um das Implantat herum zusammenhängen.

1.1. Vergleichende Beweglichkeit von Zähnen und Implantaten:

  • Für Zähne:
    Sharpeys Fasern sind funktionell darauf ausgerichtet, Okklusionskräfte abzufedern. Sie schützen und stimulieren somit das Knochengewebe, indem sie die Okklusionskräfte entlang der gesamten Alveole verteilen. Dieses Gerät verleiht dem System eine große Anpassungsfähigkeit. Sofortige schützende Anpassungsfähigkeit durch dämpfende Wirkung, mittel- und langfristige Anpassungsfähigkeit (mediär) durch Knochenstimulation.
    • Axiale Beweglichkeit eines Zahns:
      Diese Beweglichkeit weist ein großes Ausmaß auf. In axialer Richtung kann er zwischen 25 und 100 µ variieren, im Mittel beträgt er etwa 60 µ.
    • Seitliche Beweglichkeit eines Zahns:
      Die horizontal beweglichsten Zähne sind die Schneidezähne (durchschnittlich 120 µ). Die seitliche Beweglichkeit der Prämolaren ist geringer (durchschnittlich 100 µ), gefolgt von den Eckzähnen (durchschnittlich 75 µ) und den Molaren, die die geringste horizontale Beweglichkeit aufweisen (durchschnittlich 60 µ).
    Darüber hinaus durchläuft die horizontale Beweglichkeit eines Zahns unter einer horizontalen Einschränkung oder unter der horizontalen Komponente einer schrägen Einschränkung zwei Phasen:
    • Erste Phase:
      Zu Beginn der Krafteinwirkung oder bei geringer Krafteinwirkung (ca. 100 g) verhält sich der Zahn-Parodontalband-Verbund viskoelastisch, d. h. das Band verformt sich und verteilt die Spannung. Diese Verformung ist vollständig reversibel.
    • Zweite Phase:
      Wenn die Kraft größer ist (z. B. 500 g), wird die Verformung linear und betrifft das Knochengewebe, das sich wiederum weniger „verteilend“ und daher linearer verformt als das Band. Bei zu großer oder zu wiederholter Krafteinwirkung kann es zu einer Deformation oder sogar Schädigung des Knochengewebes kommen.
  • Bei Implantaten:
    Der große Unterschied, dessen Folgen wir sehen werden, besteht darin, dass zwischen dem Implantat und dem Knochen keine Sharpey-Fasern vorhanden sind, die Verbindung direkt ist und der „Stoßdämpfer“-Effekt nicht besteht.
    • Axiale Beweglichkeit der Implantate:
      Die Amplitude der Verschiebung ist gering und liegt zwischen 3 µ und 5 µ, in direktem Zusammenhang mit der Knochendichte. Die durchschnittliche vertikale Verschiebung beträgt lediglich 4 µ.
    • Laterale Beweglichkeit von Implantaten:
      Da Knochen und Implantat durch Osseointegration miteinander verbunden sind, bewegt sich das Ganze immer noch im Verhältnis zur Knochendichte. Die Bewegung dieser Baugruppe ist daher linear, wie in der zweiten Phase der Zahnbewegung. Je nach Knochendichte beträgt die Verschiebung des Ganzen zwischen 3 und 30 µ.

1.2. Vergleich der Rotationszentren zwischen Zähnen und Implantaten:

  • Bei Zähnen:
    Dieses Rotationszentrum befindet sich im apikalen Drittel; Dadurch kommt es zu einer Verteilung der Zug- und Druckkräfte über die gesamte Länge der Alveole. Dadurch wird die pro Flächeneinheit auf das Knochengewebe übertragene Belastung erheblich reduziert.
  • Bei Implantaten:
    Es befindet sich gegenüber dem Zahn auf Höhe von 1/3 des Zahnhalses des Implantats. Dies führt, wie bei axialen Okklusionskräften, zu einer zervikalen Konzentration horizontaler Kräfte bzw. horizontaler Komponenten schräger Kräfte.

1.3. Vergleich der Okklusionskraftkonzentration:

Während sich bei einem Zahn die Okklusionskräfte aufgrund des Zahnhalteapparates schematisch entlang der gesamten Wurzel verteilen, kommt es rund um das Implantat zu einer krestalen Kraftkonzentration. Dies könnte dazu führen, dass bei okklusaler Überlastung erste Knochenschäden in diesem Bereich auftreten.

1.4. Vergleichende Wahrnehmung bei Vorhandensein von Zähnen und Implantaten:

  • Dickenwahrnehmung:
    Nahezu 100 % der zahnbewehrten Bevölkerung nehmen eine Dicke von 15 bis 20 µ wahr. Sobald ein Implantat vorhanden ist, wäre eine Dicke von 40 µ erforderlich, um diesen Wert zu erreichen.
  • Druckempfinden:
    Gleich, wobei 11,5 g ausreichend sind. um eine von einem Zahn wahrnehmbare Kraft zu erhalten, wird dieser Wert mit acht multipliziert, also etwa 100 g. wenn es sich um ein Implantat handelt.

DRUCKWAHRNEHMUNG *

| ZAHN | 11,5 g (1–26) |
| IMPLANTAT | 100,6 g (13–189) |

SCHWELLE DER BERÜHRUNGSEMPFINDLICHKEIT *


1.5. Vergleichende Folgen okklusaler Überlastungen:

Natürliche WurzelKünstliche Wurzel
– Schmerzen– Abschrauben
– Zahnbeweglichkeit– Schrauben- und Pfeilerbrüche
– Abrasionsfacetten an Zähnen und Prothesen– Implantatfrakturen
– Zahnbewegungen– Brüche der Bewehrung
– Abnahme der Bänderdicke– Knochenschwund
– Verlust der Osseointegration.

2. Wahl des Okklusionskonzeptes:

  • Ausgangsvoraussetzung: Verwendung eines semiadaptierbaren Artikulators (ASA).

  • Differential-Anziehtechnik (Misch):
    Das Konzept des Misch-Differential-Anziehens. Die Anpassung der Okklusion bei OIM stellt aufgrund der unterschiedlichen Beweglichkeit von Zähnen und Implantaten ein großes Problem dar.
    1. Zuerst platzieren wir einen farbigen Marker (zum Beispiel blau) zwischen den Bögen. Der Patient wird aufgefordert, die Zähne ohne Pressen aufeinander zu bringen. Auf natürlichen Zähnen bleiben Abdrücke zurück und implantatgetragener Zahnersatz ist berührungsfrei.
    2. In einem zweiten Schritt wird ein andersfarbiger (roter) Marker dazwischengelegt und der Patient wird gebeten, sehr fest zu drücken, um seine natürlichen Zähne durchzudrücken. Auf den von Implantaten getragenen Zähnen bilden sich dann rote Flecken.
  • Einzelzahnloser Fall:
    Das Implantat ersetzt einen mittleren Schneidezahn: Der Antagonist ist ein natürlicher Zahn:
    Bei OIM: keine Markierungen im Kontakt mit den Zähnen auf dem Marker.
    Auftreten von hellen Flecken bei engem Kontakt in OIM.
    Bei Protrusion und Laterotrusion: Führung und Schutz erfolgen vorzugsweise durch die natürlichen Zähne. Der Antagonist ist eine implantatgetragene festsitzende Prothese oder eine mehrsäulige festsitzende Prothese:
    Als Regel gilt:
    Bei OIM keine Kontakte beim forcierten und nicht forcierten Anziehen (keine Gefahr der Egression des Antagonisten).
    Bei Protrusion und Laterotrusion ist das Implantat somit geschützt. Das Implantat ersetzt einen Eckzahn:
    Die Beschaffenheit des Antagonistenbogens wird entscheidend.
    Es besteht Einigkeit darüber, implantatgetragene Eckzähne im Oberkiefer vor horizontalen Okklusionskräften zu schützen. Dieser Schutz erfolgt durch die Nutzung der Gruppenfunktion.
    Beim gewaltsamen Anziehen werden die Kontakte gleichmäßig verteilt. Bei leichtem Anziehen fehlen die Kontakte am Eckzahn. Daher erfolgt die Führung bei der Laterotrusion vorwiegend über die angrenzenden mesialen und distalen Zähne. Bei Vorhandensein eines implantatgetragenen Unterkiefereckzahns, der einem funktionsfähigen Oberkiefereckzahn gegenübersteht:
    Daher kann bei der Laterotrusion allein der implantatgetragene Unterkiefereckzahn die Führung übernehmen.
    In der IOM werden wir nur während der Zwangsverschärfungen Kontakte suchen. Eckzahn auf Oberkieferimplantat gegenüber einem Eckzahn auf Unterkieferimplantat:
    Bei OIM keine Kontakte beim forcierten und nicht forcierten Festziehen (keine Gefahr des Austretens des Antagonisten).
    Bei der Laterotrusion: eine Gruppenfunktion mit Verkürzung der Länge der Ober- und Unterkiefereckzähne.
    Oder ersetzen Sie den oberen Eckzahn durch eine konventionelle Brücke. Das Implantat ersetzt einen Prämolaren:
    Dabei gilt die Regel, die Arbeitskräfte durch die Beseitigung der nicht arbeitenden Kontakte so weit wie möglich zu mesialisieren.
    Die Gruppenfunktion wird bereits vorhanden sein.
    Bei der OIM treten die Kontakte erst bei maximaler Anspannung am implantatgetragenen Zahn auf. Das Implantat ersetzt einen Backenzahn:
    Implantate werden in der Mitte der Okklusionsfläche positioniert und die Kontaktpunkte bei der OIM liegen auf dieser Höhe. Eine Verringerung der Neigung der Höckerhänge und reduzierte Tafeln, um das Rotationsdrehmoment beim Kauen zu verringern.
    Um die Übertragung schräger Komponenten der Okklusionskräfte zu minimieren, empfehlen mehrere Autoren, die Oberfläche der Okklusionstafeln zu reduzieren und die Höckerwinkel zu verringern.
  • Fall einer teilweisen Zahnlosigkeit im vorderen Bereich:
    Bei OIM: eine endgültige Gleichgewichtseinstellung im Mund gemäß der zuvor beschriebenen Technik der differenziellen Straffung.
    Sorgfältige, harmonische, gerade und gleichzeitige Anpassung der Schneide- und Eckzahnführungen mit Verteilung der Bahnen auf alle Prothesenzähne.
  • Fall einer teilweisen hinteren Zahnlosigkeit:
    Der Schutz wird vorzugsweise durch die Eckzähne gewährleistet, es sei denn, das vordere Parodontium ist beeinträchtigt. In diesem Fall wird vorzugsweise eine komplexere Gruppenfunktion im Labor ermittelt.
  • Fall von völliger Zahnlosigkeit:
    Bei OIM: ein endgültiger Ausgleich im Mund gemäß der Differentialstraffungstechnik.
    Lateralität: Disokklusion der lateralen Sektoren auf der Arbeits- und Nichtarbeitsseite.
    Bei Protrusion: Sofortige Disokklusion der Eckzahnbereiche.

PTSI max/Natürliche Zähne
in OIM: (sehr leichter Kontakt beim erzwungenen Anziehen).
Lateralität: Disokklusion der lateralen Sektoren auf der Arbeits- und Nichtarbeitsseite.
Bei Protrusion: Sofortige Disokklusion der Eckzahnbereiche. Anteriore Orientierung zur maximalen Anzahl an Implantaten.


PTSI Max/PTSI Md
In OIM: (sehr leichter Kontakt beim erzwungenen Anziehen).
Lateralität und Protrusion: ausgewogene Okklusion.


PTSI Max/PAC Md


Abschluss :

Die Behandlung der Okklusion bei festsitzendem Zahnersatz auf Implantaten ähnelt stark der Behandlung natürlicher Zähne, wobei die anatomischen und physiologischen Unterschiede zwischen diesen beiden Einheiten berücksichtigt werden.
Die erste Regel besteht darin, zu stimulieren, ohne das Implantat zu überlasten und innerhalb der Grenzen des Knochenumbaus zu bleiben.
Die zweite Regel besteht darin, sicherzustellen, dass die okklusalen Spannungen entlang der Längsachse des Implantats ausgerichtet und gleichmäßig um die Mitte des Implantats verteilt sind.
Die Nachhaltigkeit der Rehabilitation mit synthetischen Implantaten hängt von der Einhaltung dieser Regeln ab.

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