Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

Einführung :

Das Wort „Klinik“ leitet sich vom griechischen „kline“ ab, was Bett bedeutet. 

Die klinische Untersuchung erfolgt daher am Krankenbett des Patienten und in unserem Fachgebiet auch auf dem Stuhl. 

Das Prinzip besteht darin, bei der Beobachtung vom Allgemeinen zum Besonderen vorzugehen und somit von der exooralen zur intraoralen Untersuchung. 

Dabei handelt es sich um eine Untersuchung des Patienten, die zu einer Diagnose führt und die Erkennung von Pathologien ermöglicht, von denen der Patient nichts weiß und deren Folgen schädlich sein könnten. 

Die Versorgung eines Menschen mit völliger Zahnlosigkeit oder der Wunsch nach einer Erneuerung oder gar Verbesserung seiner prothetischen Versorgung bedarf einer Erstberatung.

Während dieser klinischen Untersuchung werden verschiedene Elemente angesprochen, sodass der Arzt verschiedene prothetische Lösungen in Betracht ziehen und eine Prognose erstellen kann.

Klinisches Interview:

Präsentation – 1. Kontakt :

– Personenstand: Name, Vorname usw.

-Geschlecht: Heutzutage legen Männer in unserer Gesellschaft genauso viel Wert auf ihre Ästhetik wie Frauen. Je nach Geschlecht, Persönlichkeit, Prävalenz und Behandlungsplan orientiert man sich entweder an der Funktion, der Ästhetik oder an beidem. 

-Alter: Chronologisches Alter: entspricht dem Personenstand. 

           Biologisches Alter: ist mit der organischen Alterung verbunden.

    Geistiges Alter: entscheidend für die Anpassung.

Die Versorgung junger Patienten gestaltet sich schwierig, da sie sehr anspruchsvoll sind. Das Gleiche gilt für sehr alte Patienten, da die Anpassung bei ihnen länger dauert und schwieriger durchzuführen ist. 

-Beruf, sozialer Status, intellektuelles Niveau:

-Berufliche Tätigkeiten sowie gesellschaftliche oder familiäre Kontakte bringen einen zusätzlichen Anspruch an ein normales Erscheinungsbild und natürlich zahnige Erscheinung mit sich. Auch die finanzielle Situation spielt eine große Rolle. 

Haltung, Verhalten, Konstitutionstyp, Temperament:

     HOUSE & ANDERSON-Klassifikation „1937“: 

1/Der Philosoph: Stellt die beste Geisteshaltung dar, um eine vollständig herausnehmbare Prothese zu akzeptieren.

2/der Verdächtige: Verfügt über alle Eigenschaften des vorherigen Patienten, benötigt jedoch viel Aufmerksamkeit.

3/der Aggressive: Instabiler, unkooperativer, sehr ängstlicher, aggressiver Patient.

4/der Gleichgültige: Der träge Patient ist an der Behandlung überhaupt nicht interessiert.

   ANDERSON fügt eine fünfte Kategorie hinzu:

5/der Ängstliche: Ein Patient, der Angst hat, graut vor den einzelnen Phasen der Behandlung.

Anamnese:

  1. – Allgemeine Faktoren: Prädisposition für Knochenresorption oder per- und/oder postoperativen Verlauf

-Vererbung.

– Angeborene Defekte. 

-Allgemeine Erkrankungen. 

*Gemeinsame Erkrankungen: 

Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

*Augenerkrankungen: 

Grauer Star, Muskeldegeneration, Glaukom …       Schwierige Hygienekontrolle.

*Neurologische Erkrankungen:

  1. -Lokale Faktoren: 

1. Der Zustand der Zähne der Eltern  :

Unabhängig von seiner Vorgeschichte (natürliche oder künstliche Zähne) arbeitet der Patient besser mit, wenn seine Familie mit dem Zahnersatz zufrieden ist. 

2. Zahngeschichte des Patienten  : Gründe für die Extraktion und Datum der letzten Extraktion .

Die prothetische Vergangenheit : Es wird ein Gespräch zwischen dem Patienten und dem Therapeuten geführt, mit dem Ziel, das Verhalten des Patienten im Allgemeinen und im Hinblick auf den prothetischen Akt im Besonderen aufzudecken. Bsp.: – Hat er Erfahrungen mit einer Teilprothese? – Hat er Erfahrungen mit einer Totalprothese? Seit wann? Ist er zufrieden oder nicht?  

3. Gründe für die Konsultation 

Der Patient kann eine ästhetische, phonetische, funktionelle oder dreifache Wiederherstellung anfordern.

Exoorale Untersuchung:

  Bei der Inspektion:

-Symmetrie  : Patienten mit angeborenen Missbildungen, motorischen Defiziten verschiedener Art, Lähmungen, Tumorentfernungsoperationen usw.

-Form  : Die klinische Untersuchung muss mit der Beobachtung der Gesichtsform beginnen. Die Bestimmung des Gesichtstyps ist wichtig: quadratisches Gesicht, rundes Gesicht, dreieckiges Gesicht. Der Gesichtstyp kann uns bei der Auswahl der Morphologie der vorderen Zahnprothese helfen. 

– Das Profil  : Mehr oder weniger ausgeprägtes Hängen der Oberlippe (konvex, gerade oder konkav). Es ist auf eine mögliche Anomalie im Verhältnis der Ober- und Unterkieferknochenbasis zu achten: Prognathie des Unterkiefers, Prätrognathie des Oberkiefers. 

-Höhe der mittleren und unteren Stockwerke  : Beurteilung der vertikalen Dimension.

-Farbe der Haut/Vorhandensein einer Narbe oder eines besonderen Zeichens.

Beim Abtasten:

Untersuchung des Kiefergelenks: Bimanuelle Palpation des aurikulotemporalen Gebiets, indem der Patient aufgefordert wird, mehrere langsame Öffnungs-/Schließbewegungen durchzuführen. Screening auf Gelenkgeräusche: Knacken, Knallen. 

Untersuchung der Kaumuskulatur: Palpation der Kaumuskulatur

Screening auf mögliche Muskelschmerzen. Eine abnormale Kontraktion eines Kopf- oder Nackenmuskels hat direkte Auswirkungen auf den gesamten Muskelkomplex 

Beurteilung des Grades und Weges der Mundöffnung:

Mundöffnungsgrad: Bei einer engen Mundöffnung, Rissen, Spalten oder sonstigen Auffälligkeiten in den Mundwinkeln werden die Standard-Abformlöffel auf ein Minimum reduziert und vor dem Auffüllen mit Abformmaterial probiert. Besondere Vorsichtsmaßnahmen sollten auch bei der Sekundärabformung und Okklusion getroffen werden.

Endoorale Untersuchung:

Im Oberkiefer:

 Die Form des Bogens: Er kann quadratisch, dreieckig, eiförmig, symmetrisch oder asymmetrisch sein.

Das Gaumengewölbe: Seine Ausprägung bestimmt die Stabilität der Prothese. Sehr günstig sind flache oder U-förmige Gewölbe, wohingegen gerundete, spitzbogige Gewölbe wenig Stabilisierung bieten. 

Klassifikation der Alveolarfortsätze nach ATWOOD 

Die Tuberkeln: Sie sind für die Unterstützung und Stabilisierung günstig, wenn sie abgerundet, gut ausgeprägt und von festem, anhaftendem Gewebe bedeckt sind. Ungünstig sind sie, wenn sie vestibuläre Unterschnitte oder sehr große Volumina aufweisen oder mit nicht anhaftendem oder fehlendem eindrückbarem Gewebe bedeckt sind. 

Das Aussehen des Gewebes: Im Idealfall ist die Schleimhaut rosa, was auf eine gesunde orthokeratotische Schleimhaut hinweist, während ein weißliches Aussehen auf Hyperkeratose hinweist. Wenn sie hingegen rot, erodiert oder hyperämisch ist, deutet das Vorhandensein von Papeln auf eine Dyskeratose oder sogar eine prothetische Stomatitis hin.

Die Untersuchung mittels digitaler oder instrumenteller Palpation betrifft die Weichteile:

Mithilfe der Fingerkuppe oder eines T-förmigen Polierers lässt sich der Druckwiderstand der das Gaumengewölbe bedeckenden Gewebe abschätzen. Damit lässt sich die Ausdehnung eindrückbarer Zonen, wie etwa der Schroeder-Zonen, oder besonders harter Zonen, wie etwa der Tori, eingrenzen.

Anschließend wird die Beschaffenheit der Grate und Tuberkeln beurteilt, um eventuell eindrückbare oder schwebende Teile zu entdecken. Auf der vestibulären Seite der Kieferkammschienen endet die anhaftende Schleimhaut im Allgemeinen auf halber Höhe, setzt sich dann mit freier, nicht anhaftender Schleimhaut fort und endet in der Reflexionszone, die je nach Resorptionsgrad mehr oder weniger breit ist.

Bei der Untersuchung des Muskelspiels wird Folgendes beurteilt: Die Reflexzone, die durch drei Bremsen gekennzeichnet ist, eine vordere und zwei seitliche.

Der weiche Gaumen ist eine entscheidende Region für den Halt der Oberkieferprothese, da er die Schaffung der hinteren Abdichtung ermöglicht. Klinisch ist es vorzuziehen, das Funktionsverhalten des weichen Gaumens zu analysieren, um die Position der hinteren Versiegelung zu bestimmen, die zwischen zwei Referenzlinien, der vorderen und hinteren Vibrationslinie, platziert wird.

Im Unterkiefer:

Die Form des Bogens: dieselbe wie beim Oberkiefer für den Unterkieferkörper, hufeisenförmig. 

 Kieferkamm: Der ideale Kieferkamm in anteroposteriorer Richtung verläuft parallel zur Okklusionsebene, der Kieferkamm kann jedoch deutlich stärker resorbiert oder sogar negativ sein. Distal erstrecken sich die Kämme bis in die retromolaren Trigone. 

Retromolare Trigone: Dies sind dreieckige Strukturen. 

 Die Begrenzungen der Auflagefläche: Vestibulärerseits, im vorderen Bereich, wird die Reflexzone durch die Ansätze der Mentalmuskulatur markiert. In den seitlichen Bereichen beträgt die Breite der Ackerman-Platten, die hauptsächlich zur Unterstützung der Prothese dienen, etwa 4 bis 6 mm. Im hinteren Bereich wird die Auflagefläche durch die unteren Ansätze des Masseter am äußeren Teil des Trigonums begrenzt, distal durch die Ansätze der Raphe pterygomandibularis.

 Das Erscheinungsbild des Gewebes: Wir beurteilen seine Farbe, sein Aussehen und das Vorhandensein oder Fehlen von Läsionen oder Verletzungen. Palpation der Spitze und der vestibulären und lingualen Hänge des Bogens: Die Spitze des Bogens: Die Pulpa des Fingers bestimmt die Eigenschaften der Schleimhaut. Ideal ist eine feste und anhaftende Schleimhaut. Distal werden die retromolaren Trigone untersucht.

Die linguale Seite: Genioglossusstacheln: bestimmen die Höhe. Bei starker Resorption liegen sie oberhalb der Kammspitze.

Unterkieferexostosen oder -tori: befinden sich zwischen dem 1. und   2. Prämolaren   auf Höhe des Mundbodens.

Mylohyoideus-Linien: Sie können ausgeprägt sein oder nicht, unregelmäßig oder glatt, und können ein negatives Element sein, da sie das Einsetzen der Prothese verhindern.

Die vestibuläre Seite: Im vorderen Bereich werden bei starker Resorption, sofern sie nicht sichtbar sind, die beiden parasagittalen Knochenvorsprünge palpatorisch gesucht. Ihre vestibulären Neigungen entsprechen der vorderen Begrenzung der Prothesenauflagefläche. Seitlich begrenzt die schräge Linie den äußeren vestibulären Teil der Prothese.

Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

Periphere Organe (Lippen: Backenzahn, Zunge und Zungenboden): Beachten Sie das Volumen und die Kraft der Zunge sowie die Insertion des Zungenbändchens. Sie wirken sich auf die Begrenzung und das Volumen der Kanten der Basen und auf die stabilisierenden polierten Oberflächen während der Funktion aus. Bewegungen und Palpation sind Mittel zur Einschätzung ihrer Aktivität und ihres Einflusses.

Speicheluntersuchung:

Qualität: Es wird eine Palpation der Auflageflächen durchgeführt; das Gefühl einer Verklebung zwischen Fingerkuppe und Schleimhaut deutet auf Asialia bzw. eine deutliche Abnahme des Mucinspiegels hin; ebenso lässt sich durch das Ziehen des Speichels zwischen zwei Fingern der Mucingehalt des Speichels beurteilen.

Menge: Würfelzuckertest.

Auflagen:

Panoramaröntgen: ermöglicht die Beurteilung des Knochenvolumens, des Volumens der Nebenhöhlen, der Position des Nervus alveolaris inferior und seines Austritts auf Höhe des Foramen mentale, der eingeschlossenen Zähne, der vergessenen Zahnspitzen, der gutartigen oder bösartigen Tumoren; am häufigsten sind die verbleibenden Wurzeln und die Röntgentrübungen der eingeschlossenen Zähne zu erkennen.

 Gesucht wird die Symmetrie der aufsteigenden Äste und die Form des Kondylenkopfes, da eine Asymmetrie auf eine alte Kondylenfraktur zurückzuführen sein kann. 

Unterlagen vor der Extraktion und Untersuchung alter Prothesen: 

Gussteilstudie: 

Biologische Untersuchung: Hämatologische Untersuchung und biochemische Untersuchung. 

Behandlungsplan:

Auf der Grundlage der Beurteilung kann ein Behandlungsplan erstellt werden , der aus folgenden Elementen besteht:

*Die präprothetische Phase beinhaltet die vorherige Korrektur bestimmter Anomalien bzw. Knochen- und Schleimhautveränderungen der Auflageflächen. Aber auch okklusale und ästhetische Probleme, die Verschiebung von Knochenbasen und die Bewältigung psychischer Probleme gehören zu unserem Aufgabengebiet.

*Die prothetische Phase entspricht der eigentlichen Entwicklung der Prothese. Es besteht aus einer klinischen Phase, in der die Techniken, Abformmaterialien und die Wahl des Zusammenbaus der Zahnprothesen besprochen werden, und einer technischen Phase: Abdrucknahme, Okklusion usw. Alle diese Entscheidungen hängen von den anatomischen und physiologischen Daten des Patienten ab.

*Die postprothetische Phase ist der Wiederherstellung und Konkretisierung des prothetischen Gleichgewichts gewidmet, sei es psychologisch, gewebebezogen oder biomechanisch.

Vorhersage:

 Die Prognose der prothetischen Behandlung bei völliger Zahnlosigkeit variiert je nach den medizinischen Merkmalen des Patienten (Alter, organische und psychologische Pathologien, Resorption).

Kann kurz- und langfristig günstig, mäßig günstig oder zurückhaltend sein.

Abschluss:

Dabei kommt es vor allem darauf an, die Schwierigkeit des zu behandelnden Falles zu erkennen, um den möglichen prothetischen Ausgleich entsprechend den Wünschen des Patienten besser einschätzen zu können. 

Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

  Gebrochene Zähne können mit modernen Techniken geheilt werden.
Zahnfleischerkrankungen können durch richtiges Zähneputzen vorgebeugt werden.
Zahnimplantate werden in den Knochen integriert und bieten so eine dauerhafte Lösung.
Gelbe Zähne können durch ein professionelles Bleaching aufgehellt werden.
Zahnröntgenaufnahmen zeigen Probleme, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind.
Empfindliche Zähne profitieren von speziellen Zahnpasten.
Eine zuckerarme Ernährung schützt vor Karies.
 

Klinische Untersuchung bei total herausnehmbarer Prothese

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