PARODONTALDIAGNOSE IN DER KIEFERORTHOPÄDIE

PARODONTALDIAGNOSE IN DER KIEFERORTHOPÄDIE

PARODONTALDIAGNOSE IN DER KIEFERORTHOPÄDIE

Einführung

Voraussetzung für jede kieferorthopädische Behandlung ist die Abwesenheit einer Entzündung und das Vorhandensein eines Zahnhalteapparates, der den Zahnbewegungen Widerstand leisten kann. Diese beiden Elemente sind unabdingbar, um die Behandlung in aller Ruhe durchführen zu können, denn die Folgen einer kieferorthopädischen Behandlung bei erkranktem oder geschwächtem Zahnbett sind für die langfristige Prognose der Zähne irreversibel. Das Parodont muss daher einer gründlichen, einfachen und systematischen klinischen Untersuchung (Inspektion, Palpation, Sondierung) und einer Röntgenuntersuchung (Panorama, lokal retroalveolär) unterzogen werden.

2. Diagnose einer Parodontitis

Ein infektiöses Parodontium ist ein Parodontium mit subgingivalen Reservoiren aus bakteriellem Biofilm. Vor jeder kieferorthopädischen Behandlung muss folgende Frage beantwortet werden: Gibt es in diesem Zahnbett Infektionsreservoirs, die die Knochenstabilität beeinträchtigen?

Die Antwort ist nicht immer offensichtlich, denn Parodontitis zeigt ganz unterschiedliche Krankheitsbilder.

2.1. Die Screening-Umfrage

Das pathognomonische Zeichen einer Parodontitis ist die Parodontaltasche. Bei einer Parodontaltasche handelt es sich um eine Vertiefung der Zahnfleischfurche. Der gingivodentale Sulcus ist der Raum zwischen der Zahnfleischkante und dem koronalen Anteil des Epithelaufbaus.

Diese Vertiefung der gingival-dentalen Furche wird mit der Parodontalsonde gemessen.

Die Screening-Umfrage muss von der Kartierung getrennt werden zu trennen , die Parodontologen besonders schätzen.

Die Screeningbefragung wird im Rahmen des Erstgespräches durchgeführt. Dabei wird der gingivodentale Sulcus jedes Zahns an sechs Stellen gemessen. Es wird im gesamten Mund durchgeführt, wenn der Patient keine Tasche hat, die größer als 3 mm ist. Es endet, sobald mehrere Taschen größer als 3 mm gefunden werden. Ziel ist es, eine grundlegende Frage zu beantworten: Leidet dieser Patient an einer Parodontitis?

Bei Abweichungen über 3 mm bzw. bei einer entsprechenden Blutung von 3 mm handelt es sich um Hinweise auf eine krankhafte Bakterienvermehrung. Diese Situation erfordert je nach festgestellter Taschentiefe eine mehr oder weniger komplexe Parodontalbehandlung.

Die Untersuchungswerte geben Aufschluss über den Schweregrad der Parodontitis und damit über die einzuleitenden Maßnahmen.

Taschen von 3–4 mm mit Blutungen bilden sich bei entsprechender Zahn- und Interdentalhygiene sowie gründlicher Zahnsteinentfernung spontan zurück.

Wenn die Taschen größer als 4 mm sind und bluten oder nicht, wird eine spezielle Behandlung empfohlen.

Die Kontrolle nach der Parodontalsanierung bestätigt die Heilung. Der Kieferorthopäde muss warten, bis die Infektion abgeklungen (ein Monat) und dann verheilt (zwei Monate) ist, bevor er eingreifen kann. Je nach Schwere der Erkrankung kann der Zeitraum drei bis sechs bis acht Monate betragen.

      2.2. Entzündungszeichen: Inspektion

Entzündliche Signale sind wertvolle Hinweise auf eine Parodontitis. Leider sind sie selbst bei schweren Infektionen inkonsistent. Ihr Fehlen ist kein Zeichen für einen gesunden Zahnhalteapparat. Parodontitis ist nicht immer

bei Inspektion sichtbar. Diese Eigenschaft führt zu vielen Diagnosefehlern, wenn die Erhebung nicht systematisch erfolgt.

2.3. Anzeichen einer Infektion: Palpation

Bei der Palpation des Zahnbetts vom unteren Ende des Vestibulums in Richtung Sulcusbereich lassen sich manchmal Eiterungserscheinungen erkennen. Dies ist ein Schnelltest zur Diagnose einer aktiven Parodontitis. Das Ausbleiben einer Eiterung bei der Palpation ist allerdings noch lange kein Indikator für ein gesundes Parodontium.

2.4. Radiologische Zeichen

Die radiologischen Zeichen, die das Niveau des Alveolarknochens objektivieren, spiegeln nicht die parodontale Infektion wider, sondern die Folgen der parodontalen Infektion, die den Verlust des Zahnbelags darstellen. Eine radiologische Knochenlyse ohne Parodontaltasche begründet die Diagnose einer stabilisierten Parodontitis und stellt in keinem Fall eine Kontraindikation für eine kieferorthopädische Aktivierung dar.

Das radiologische Bild ist nicht zuverlässig, da es vor allem durch die Überlagerung und Verformung der Strukturen Einschränkungen aufweist. Mithilfe der Parodontalsonde können wir diese Grenzen überwinden, indem wir das Röntgenbild dreidimensional interpretieren können.

2.5. Sonderfall kieferorthopädische Gingivitis

Bei der kieferorthopädischen Gingivitis handelt es sich um eine rein entzündliche Reaktion, die durch das Vorhandensein von kieferorthopädischem Material ausgelöst und durch bakterielle Plaque verschlimmert wird. Es ist durch eine Gingivahyperplasie ohne Migration des parodontalen Ansatzes gekennzeichnet.

Die Parodontalsonde ist 4–5 mm lang und steht mit schwimmender Gingiva in Zusammenhang, deren Randkante sehr weit koronal (deutlich jenseits der Schmelz-Zement-Grenze) liegt. Dies stellt keine Kontraindikation für eine Fortsetzung der Behandlung dar, erfordert jedoch strenge Hygiene- und parodontale Erhaltungssitzungen, um eine infektiöse Komplikation zu vermeiden, die zu Knochenschwund führt. Bei richtiger Diagnose bildet sich diese Zahnfleischentzündung ein bis zwei Monate nach der Materialentfernung spontan zurück. Die Röntgenuntersuchung ermöglicht eine Differentialdiagnose.

2.6. Bakterientests

Ihr Einsatz im Screening liefert im Vergleich zur Befragung kein aussagekräftiges Element. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis spricht gegen einen Einsatz in der Kieferorthopädie.

Die Sondierung ist ein wesentlicher Bestandteil der Parodontaldiagnostik.

– Keine Tasche größer als 3 mm, keine Blutung: kieferorthopädische Aktivierung.

– Keine Tasche größer als 4 mm, Blutungen: Motivation zur Kontrolle von Zahn- und Interdentalplaque, Scaling und dann kieferorthopädische Aktivierung nach einem Monat

– Tasche größer als 4 mm mit oder ohne Blutung: Überweisung an einen Spezialisten.

Das Fehlen von Entzündungszeichen ist kein Indikator für ein gesundes Parodontium.

Das Vorhandensein von Entzündungszeichen ist ein wertvolles Warnsignal.

Das Röntgenbild ermöglicht eine Beurteilung des Attachmentverlustes, lässt jedoch keinen Rückschluss auf das Vorliegen einer parodontalen Infektion zu.

3. Diagnose eines geschwächten Zahnbetts

Bei einem geschwächten Zahnbett handelt es sich um ein gesundes Zahnbett, bei dem jedoch ein Knochenschwund vorliegt, der auf eine Infektionsgeschichte oder eine anatomische Ursache (Ausbruch im Alveolarfortsatz) zurückzuführen ist und durch ein Trauma (Zug am Frenulum, Putztechnik) mehr oder weniger verschlimmert wird.

Beantworten Sie vor einer kieferorthopädischen Behandlung folgende Frage: Wird dieser Zahnhalteapparat der geplanten Zahnbewegung standhalten?

Das Vorhandensein oder Fehlen einer marginalen Geweberezession hat wenig Einfluss auf die zu ergreifende Vorgehensweise.

Die Beurteilung der keratinisierten Gingiva ist nicht ausreichend. Die Analyse der anhaftenden Gingiva überwiegt gegenüber den vorherigen Elementen.

Es gibt zwar viele Klassifikationen, diese sind jedoch klinisch wenig anwendbar und erschweren letztlich die Diagnose und Behandlung.

Der Praktiker muss wissen, wie er drei Situationen erkenntDer Arzt muss drei

(1) Anhaftende Gingiva vorhanden, aber zu dünn.

(2) Fehlen des anhaftenden Zahnfleisches.

(3) Knochenniveau unterhalb der koronalen Hälfte.

3.1. Anhaftendes Zahnfleisch vorhanden, aber zu dünn

3.1.1. Diagnostische Anzeichen

Die Parodontalsonde wird horizontal auf der Schleimhaut platziert bestimmt eine mukogingivale Linie, die weniger als 3–4 mm vom Zahnfleischrand entfernt liegt. Die Parodontalsonde ermittelt eine Sulcus-Gingivahöhe von 2 bis 3 mm.

– Anhaftende Gingiva ist mindestens 2 mm lang. Die metallische Farbe der Parodontalsonde ist durch die Transparenz sichtbar.

– Der angebrachte Gummi ist zu dünn. Diese Situation kommt nicht häufig vor.

3.1.2. Was zu tun

Bei nach vestibulär gerichteten Zahnbewegungen ist eine Verstärkung notwendig, um einem Rückgang des Randgewebes vorzubeugen . Ziel der Behandlung ist es, das vorhandene Zahnfleisch zu verdicken, um ihm mit der Zeit wieder ein positives und stabiles Volumen zu verleihen. Die empfohlene Technik ist eine vergrabene Bindegewebstransplantattechnik.

3.2. Fehlen des anhaftenden Zahnfleisches

3.2.1. Diagnostische Anzeichen

Die Parodontalsonde wird horizontal auf der Schleimhaut platziert und bestimmt eine mukogingivale Linie Linie , die weniger als 2–3 mm vom Zahnfleischrand entfernt liegt. Mit der Parodontalsonde wird eine Sulcus-Gingivahöhe von 2 bis 3 mm ermittelt.

– Das anhaftende Zahnfleisch fehlt. Diese Situation kommt häufig vor.

3.2.2. Was zu tun

Unabhängig von Zahnbewegungen muss eine anliegende Zahnfleischumgebung wiederhergestellt werden. Das Ziel der Wurzelbedeckung bleibt gegenüber der Verdickung des Zahnfleisches zweitrangig.

Als Technik wird die Verwendung eines vergrabenen Bindegewebetransplantats oder, auf Höhe der Unterkieferschneidezähne, ein Epithel-Bindegewebetransplantat empfohlen.

3.3. Knochenniveau unterhalb der koronalen Hälfte

3.3.1. Diagnostische Anzeichen

Der Attachmentverlust wird durch die Röntgenaufnahme des Knochenniveaus beurteilt. Dieses radiologische Bild korreliert mit der Beweglichkeit und dem Vorhandensein oder Fehlen von anhaftendem Zahnfleisch.

3.3.2. Mulheman-Mobilitätsindex

  • 0: Ankylose.
  • I: Physiologische Beweglichkeit des festen Zahnes.
  • II: Erhöhte Beweglichkeit, die Verschiebung beträgt jedoch in vestibulo-lingualer Richtung weniger als 1 mm.
  • III: Der Zahn kann in horizontaler Richtung um +1 mm bewegt werden, jedoch nicht in apikaler Richtung. Die Funktion wird nicht beeinträchtigt.
  • IV: Bewegung des Zahnes in vertikaler Richtung. Gestörte Funktion.

Die Differentialdiagnose zwischen Mobilität II und III basiert auf der Reaktion des Zahnfleisches auf die koronale Verschiebung.

Wird das Zahnfleisch beim Mobilitätstest weiß, wird es in die Mobilität III eingestuft.

3.3.3. Was zu tun

Wenn angewachsenes Zahnfleisch vorhanden ist und der Mobilitätsindex unter II liegt, ist eine kieferorthopädische Bewegung nicht kontraindiziert.

Bei fehlender befestigter Gingiva und einem Mobilitätsindex unter II muss zuvor durch Bindegewebs- oder Epithel-Bindegewebs-Transplantate eine befestigte Gingivaumgebung wiederhergestellt werden. Dieser Eingriff schränkt meistens auch die Mobilität ein.

Wenn die befestigte Gingiva fehlt und der Mobilitätsindex III oder IV ist, ist der Eingriff kontraindiziert und die Zahnerhaltung fraglich.

Vor jeder vestibuloversionellen Bewegung ist eine Beurteilung des anliegenden Zahnfleisches unbedingt erforderlich. Wenn dieser vorhanden und ausreichend dick ist, kann der Kieferorthopäde unabhängig vom Knochenniveau und dem Vorhandensein oder Fehlen eines Rückgangs des Randgewebes in aller Ruhe arbeiten.

4. Fazit

Die Diagnose eines gesunden und verlässlichen Zahnhalteapparates ist Voraussetzung für eine kieferorthopädische Behandlung. Herkömmliche Diagnoseinstrumente bleiben weiterhin relevant. Sie sind einfach und müssen systematisch sein. Zur Diagnose werden Inspektion, Palpation und Röntgenaufnahmen herangezogen. Die Parodontalsonde weist diesen Sachverhalt nach und vermeidet jegliche Fehlerquelle. Diese Untersuchung ist ein wichtiger Schritt zur Erkennung einer Parodontitis.

Bei einem gesunden Zahnbett muss der Kieferorthopäde die Qualität und Quantität des anhaftenden Zahnfleisches um die an den Expansionsbewegungen beteiligten Zähne herum sicherstellen.

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