Rolle des Kieferorthopäden in der kieferorthopädischen Chirurgie
Einführung
Die Kieferchirurgie zielt auf die Behandlung von Hart- und Weichgewebe ab, um Ästhetik und Funktion zu verbessern, und erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Chirurg und Kieferorthopäde.
Ziel dieses Kurses ist es, den Platz der Kieferorthopädie in der kieferorthopädisch-chirurgischen Symbiose herauszufinden.
Definition
Bei der orthognathischen Chirurgie handelt es sich um eine chirurgische Behandlung zur Korrektur von Dysmorphien aufgrund von Wachstumsstörungen des Ober- und Unterkiefers (Hart- und Weichgewebe).
- Die verschiedenen Arten der Kieferchirurgie (hart): 2-1) Eingriffe am Oberkiefer
2-1-1) Totale Oberkieferosteotomie: Die klassischste Verschiebung erfolgt durch eine Osteotomie vom Typ „Lefort I, II, III“.
-Es ermöglicht die Bewegung dieses Bogens in die drei Raumrichtungen: Vorwärts- und Rückwärtsbewegung, Aufprall und Absenkung, Derotation (Vorwärtsbewegung auf der einen Seite und Rückwärtsbewegung auf der anderen), Expansion oder Kontraktion durch chirurgische Trennung.

Lefort I Lefort II Lefort III Abbildung 1: Osteotomien vom Typ „Lefort I, II, III“
2-1-2) Segmentale Osteotomie: Der Eingriff beschränkt sich auf den vorderen Alveolarsektor bzw. auf den gesamten Alveolarsektor. Es ist zur Behandlung folgender Erkrankungen geeignet: oberer Alveolenbereich, offener Biss in Verbindung mit einer Hyperdivergenz der Oberkieferbasen und übermäßiger vertikaler Höhe mit Zahnfleischlächeln.

Rolle des Kieferorthopäden in der kieferorthopädischen Chirurgie
Abbildung 2: Osteotomie mit Segmentierung und Extraktion von zwei Prämolaren zur Korrektur eines knöchernen offenen Bisses in Verbindung mit einem Proalveolus.
2-2) Eingriffe am Unterkiefer
2-2-1) Totale Osteotomien: Sie könnten von Interesse sein; der aufsteigende Ast , der horizontale Ast und/oder die Unterkieferwinkel. Indikationen: echte untere Prognathie, Mikrognathie, Laterognathie, vertikale Unterkieferanomalien (hinterer und/oder vorderer vertikaler Überschuss).

Rolle des Kieferorthopäden in der kieferorthopädischen Chirurgie
Abbildung 3: Vorverlagerungsosteotomie Abbildung 4: Retraktionsosteotomie
2-2-2) Segmentale Osteotomien: angezeigt für:
– Unterer Proalveolus oder Retroalveolus
– Die supra- oder infra-untere Schneidezahn-Eckzahn-Alveole
2-2-3) Genioplastiken: Makrogenie, Mikrogenie oder Asymmetrie des Kinns
- Indikationen zur kieferorthopädisch-chirurgischen Behandlung:
– Schwere Fehlbildungssyndrome (Crouzon-Syndrom, Brodie-Syndrom usw.)
– Starke Skelettverschiebungen in allen drei Raumrichtungen am Ende des Wachstums
-Starke dentatus-alveoläre Kompensationen
– Größere ästhetische Störungen
- Die Rolle des Kieferorthopäden in der Kieferchirurgie: 4-1) Phase 1: Vorbereitung oder Planung und Information
In dieser Phase wird der Patient von den beiden Fachärzten getrennt untersucht, um:
– Probleme nach Schweregrad klassifizieren.
– Um die Besonderheiten ihrer Behandlung besser zu erklären.
Der Kieferorthopäde seinerseits führt eine gründliche klinische Untersuchung mit zusätzlichen Unterlagen (Fotos, Abdrücke und Röntgenaufnahmen) durch, um eine genaue Diagnose und einen geeigneten kieferorthopädischen Behandlungsplan zu erstellen;
Nach der Synthese der in Betracht gezogenen Lösungen wird gemeinsam der Behandlungsplan sowie die praktischen Aspekte der Gesamtversorgung erstellt, wobei der Schwerpunkt auf den prä- und postoperativen Phasen liegt.
4-2) Phase 2: „präoperative Kieferorthopädie“:
-Dies erfolgt mit einer festen Ausrüstung, die Befestigungen bis zum 2. Backenzahn mit präoperativ eingesetzten lingualen Geräten umfasst und eine bimaxilläre Blockierung erreichen soll.
-Die Dauer dieser kieferorthopädischen Vorbereitung variiert je nach Fall zwischen 6 und 14 Monaten.
- Dekompensation :
Es hilft bei der Korrektur von Alveolaranomalien, die mit der Verschiebung der Knochenbasen verbunden sind.
– Bei einer Retromandibulie kommt es zu einer Palatoversion der oberen Schneidezähne und einer Vestibulumversion der unteren Schneidezähne. Um eine ausreichende chirurgische Unterkiefervorverlagerung zu erreichen und einen Eckzahn- und Molarenbiss der Klasse I zu erzielen, ist eine Dekompensation (Korrektur) der Schneidezahnstellung durch Vergrößerung des vorderen Überbisses unabdingbar. (TIM-Klasse III).

CL II kompensiert Klasse II dekompensiert Nach der Operation
Abbildung 5: Behandlung der kompensierten Klasse II
– Umgekehrt ist bei Retromaxillärer oder Promandibulie das Tragen von TIMs der Klasse II unerlässlich.
- Querkoordination der Bögen :
Man muss von Anfang an wissen, ob eine Querverschiebung vorliegt oder nicht und welchen Ursprung sie hat (zahnärztlich oder skelettal), um die Art der Behandlung bestimmen zu können (kieferorthopädisch, durch segmentale oder expansive Chirurgie).
- Ausgleich und Korrektur von Zahnengständen:
-Wie in der konventionellen Kieferorthopädie muss das Ausmaß des Zahnengstands in beiden Bögen beurteilt werden, um die beste Art der Anordnung dieser Bögen (mit oder ohne Extraktion) zu entscheiden.
– Die Avulsion des eingeschlossenen DDS erfolgt mindestens 6 Monate vor der Operation, um das Risiko eines Knochenbruchs während der Spaltung zu vermeiden.
4-3) Phase 3: „Intraoperative Kieferorthopädie“
-Maxillomandibuläre Blockierung: Die chirurgischen Bögen müssen eine maxillomandibuläre Blockierung gewährleisten. Es ist daher erforderlich, dass der Kieferorthopäde alle Zähne behandelt (geklebt oder bebändert) hat.
– Gegenüber jeder Interdentalpapille muss auf beiden Bögen ein 3 mm hoher Zahnfleischhaken aus Messing (0,032 Zoll) oder Stahl angebracht werden, der auf der Zahnfleischseite angeschweißt oder befestigt ist. Diese Haken ermöglichen eine Metallblockierung während der Installation des Osteosynthesesystems und stellen möglicherweise während der Knochenkonsolidierung (45 Tage postoperativ) eine Okklusion durch maxillomandibuläre Gummibänder sicher.
– Querschnittskontrolle: Wenn eine Vergrößerung oder Verkleinerung des Umfangs
Ist ein Arkadengang erforderlich, muss dieser unbedingt bei der Konstruktion der Bögen mit eingeplant werden.
Im Oberkieferbogen wird klassisch eine Schlaufe zwischen den beiden mittleren Schneidezähnen und hinter den Eckzähnen platziert (diese Schlaufen können also intraoperativ nach Wunsch geöffnet und an den neuen Bogenumfang angepasst werden).
Abbildung 6: Platzierung der Gingivahaken

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Abbildung 7: Vordere bimaxilläre Blockade
4-4) Phase 4: „postoperative kieferorthopädische Behandlung“:
Das Ziel dieser Phase ist:
– Zur Beurteilung der Mundöffnung und des Zustands des Geräts nach der Operation.
– Um die Wiederherstellung des ICM bei RC nach Entfernung der Retentionsschiene zu überwachen, sollte die Dauer dieses Schritts 6 bis 8 Wochen nicht überschreiten.
-Kontrolle der Querrichtung mittels Gaumenbügel oder starrem Vestibularbogen
-Um die gleichen okklusalen Ziele (statisch und dynamisch) wie bei einer konventionellen kieferorthopädischen Behandlung zu erreichen:
– Schließen kleiner Restdiastemas
-Erreichen einer korrekten Interkuspation
– bei segmentalen Eingriffen und wenn eine Divergenz durchgeführt wurde; Parallelisierung der Zahnachsen;
– ein ästhetisches Zahnergebnis erzielen
-Neuromuskuläre Wiederherstellung des Gleichgewichts
4-5) Phase 5: „Eindämmung und zusätzliche Behandlungen“:
Dabei handelt es sich um die Perfektionierung und Vervollständigung des nach der Operation erzielten Ergebnisses durch dessen Erhaltung, wobei die Dauer und Art der Erhaltung je nach Ausgangsfehlstellung variieren kann.
Abschluss
Dem Kieferorthopäden kommt bei der kieferorthopädisch-chirurgischen Behandlung der Oberkieferdysmorphie eine Schlüsselrolle zu ; durch die Anordnung und Koordination der Zahnbögen vor der Operation und die Sicherstellung der Fertigstellung und Stabilität der Ergebnisse am Ende der Behandlung.