Schwangerschaft und Mundhöhle
I – Einleitung:
Unter Schwangerschaft versteht man die Gesamtheit der Ereignisse zwischen Befruchtung und Geburt, während derer sich in der Gebärmutter der Embryo und später der Fötus entwickelt.
Diese Entwicklungsphase dauert 9 Monate, unterteilt in 3 Trimester, oder 273 Tage ab dem Datum der Befruchtung.
Die Eientwicklung erfolgt kontinuierlich von der Befruchtung bis zur Geburt. Dabei muss man allerdings zwischen zwei Zeiträumen unterscheiden:
Die Embryonalperiode: umfasst die ersten sechzig Tage des intrauterinen Lebens.
Während der ersten vier Wochen 🡪 individualisiert sich der Embryo innerhalb der Eizelle.
Im 2. Monat werden die Hauptorgane eingesetzt und die äußere Modellierung erfolgt.
Ein Angriff auf die Eizelle zu diesem Zeitpunkt kann je nach Art und Zeitpunkt des Angriffs zum Tod des Embryos oder zu einer angeborenen Fehlbildung führen.
Die Fetalperiode: Zu Beginn des 3. Monats entwickelt sich der Embryo zum Fötus. Bis zur Geburt finden lediglich Wachstums- und Reifungsphänomene statt.
Bestimmte Organe befinden sich in Ruhe, wie die Lunge, oder in Halbruhe, wie das Verdauungssystem und die Niere. Der Herz-Kreislauf-Kreislauf arbeitet auf besondere Weise. Die Temperaturhaltung wird durch das Fruchtwasser gewährleistet. Es ist die Plazenta, die den Stoffwechselaustausch ermöglicht.
II – Wichtigste physiologische Veränderungen während der Schwangerschaft:
Eine Schwangerschaft geht mit hormonellen, neurologischen, kardiovaskulären, hämatologischen und respiratorischen Veränderungen einher. Diesen Änderungen sollte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Dieser Zustand kann zur Entstehung und Entwicklung zahlreicher Schleimhaut-, Zahn- und Speichelmanifestationen führen.
Endokrine Veränderungen: Östrogene und Progesteron.
Neurologische Veränderungen: Müdigkeit, Depression.
Herz-Kreislauf-Veränderungen: Blut-V³ und Herzfrequenz (Tachykardie), Hypotonie.
Hämatologische Veränderungen: Erhöhtes Plasmavolumen, beschleunigte BSG, Hämoglobin, Neutrophilie, verminderte Blutbildwerte und verminderter Hämatokrit. Anstieg bestimmter Gerinnungsfaktoren: Fibrinogen, Faktor VII und VIII 🡨🡪 häufige Thrombosen.
Atemwegsveränderungen: erhöhter Sauerstoffverbrauch.
Gastrointestinale Veränderungen: Reflux der Speiseröhre, verminderte Darmbeweglichkeit.
Nierenveränderungen:
- Steigerung des Nierenflusses um 25 bis 30 % sowie der glomerulären Filtration.
– erhöhte tubuläre Rückresorption von Wasser und Elektrolyten, aber unveränderter Harnfluss. - vermindertes Kreatinin + Urikämie.
III – Stomatologische Erkrankungen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft:
Parodontale Pathologien:
Schwangerschaftsgingivitis:
Verschiedene Faktoren sind beteiligt:
- Deutlicher Anstieg des Hormonspiegels
- Mikrovaskularisation des Zahnfleisches.
Zahnfleischveränderungen sind ab dem 2. Monat sichtbar und erreichen im 8. Monat ihren Höhepunkt. Das Zahnfleisch hat eine leuchtend rote Farbe. Mit Hypertrophie und Blutungsneigung in Verbindung mit Zahnlockerung, alles verschlimmert durch mangelnde Hygiene.
Parodontitis:
Eine Parodontitis vor der Schwangerschaft verschlimmert sich.
Durch die Geburt bessert sich der parodontale Zustand spontan, eine endgültige Heilung ist jedoch erst nach Beseitigung der lokalen Ätiologie möglich.
2 – Pseudotumoren:
Schwangerschaftsepulis
Pseudotumorale Hyperplasie, die auf leichte, aber dauerhafte lokale Reizung reagiert.
Ein- oder mehrlappige Masse auf anteroposteriorer, vestibulärer oder lingualer Ebene.
Erscheint in den letzten beiden Quartalen.
Botryomykom:
Weich, erhaben, gestielt und von purpurroter Konsistenz.
Wiederkehrende, insbesondere hämorrhagische Erscheinungen infolge eines Traumas.
3 – Karies:
Die Kalziummobilisierung von der Mutter zum Fötus und die saure Mageninsuffizienz scheinen Karies bei schwangeren Frauen zu fördern.
🡨🡪Regelmäßige Kontrolluntersuchungen, 3-mal tägliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta.
Schwangerschaftsbedingte Zahnerkrankungen
Komplikationen bei Karies:
Abszesse und Zellulitis erfordern bei schwangeren Frauen eine Zahnextraktion.
Dieser therapeutische Aspekt ist derzeit gut kodifiziert und erfordert besondere Vorsichtsmaßnahmen.
4 – Abschürfungen: werden durch Erbrechen und GERD verursacht und betreffen insbesondere die Gaumen- und Zungenflächen der Schneidezähne.
5 – Andere Manifestationen:
Dentinhyperästhesie:
Es tritt nach plötzlichen Temperaturwechseln und beim Kontakt mit säurehaltigen Substanzen auf, trägt zu schlechter Zahnputzleistung bei und hält die Entzündung aufrecht.
Stomatologische Pathologien im Zusammenhang mit der Schwangerschaft
Speichel:
Während der Schwangerschaft kann es zu Volumen- und Zusammensetzungsänderungen kommen 🡪
Hypersalivation und Gefühl von Mundtrockenheit
Anstieg des Speichel-pH-Werts
Hyposial
Pemphigoid gravidarum:
Pruritusdermatose während der Schwangerschaft und nach der Geburt.
Rezidivierende orale Aphthen:
Eine häufige Erkrankung, die je nach Häufigkeit der Anfälle und Anzahl der gewöhnlichen und/oder riesigen Aphthen mehr oder weniger behindernd ist.
Herpes:
Selten, kann durch vollständige transplazentare Kontamination zu Fehlgeburten, lokalen Missbildungen und generalisiertem Herpes des Neugeborenen führen.
Am häufigsten auf labialer Ebene lokalisiert.
Papillomavirus-Infektionen:
Wird durch eine Schwangerschaft begünstigt und äußert sich in einer Schädigung der Lippenschleimhaut, die dem Odontologen bekannt sein muss.
IV – Betreuung Schwangerer in der Odontostomatologie:
Kontaktieren Sie den behandelnden Geburtshelfer.
Eine Behandlung sollte nur erfolgen, wenn die körperliche Verfassung der Patientin und das Schwangerschaftsalter dies zulassen.
Fordern Sie eine Blutuntersuchung an: Blutbildformel + Hämostase (TP + TCK).
Führen Sie kurze Sitzungen durch.
Bringen Sie die Patientin in die Linksseitenlage
. Betreuung der Schwangeren in der Odontostomatologie.
Je nach Stadium der Schwangerschaft:
Befruchtung 🡪 3. Woche (alles oder nichts)
Ein Medikament führt entweder zu einem Schwangerschaftsabbruch oder es bewirkt nichts.
Während des 1. Quartals:
- Periode der Organogenese
- Risiko einer Fehlbildung + Fehlgeburt
Im 2. Trimester: - stabilste Periode
Routinemäßige Maßnahmen, die im 3. Trimester durchgeführt werden können :- Risiko einer Frühgeburt
- Angst, Stress, Besorgnis, traumatische Ereignisse, Progesteronmedikamente …
Aspiration vor der Injektion, kein Adrenalin.
Vermeiden Sie eine längere Liegeposition.
Auch ein „Utero cava“-Syndrom aufgrund der Kompression des abdominalen Gefäßsystems durch den Fötus ist zu befürchten.
Vermeiden Sie jegliche Angst, die einen Schock verursachen kann, der die Sauerstoffversorgung des Fötus schädigt.
Betreuung schwangerer Frauen in der Odontostomatologie
Jede Bestrahlung während der Schwangerschaft ist gefährlich für den Fötus, insbesondere während des ersten Trimesters.
Die Verwendung einer Bleischürze, schnell druckender Filme und eines langen Kegels verringert das Bestrahlungsrisiko.
Schwangerschaft und Mundhöhle
Restaurative Zahnheilkunde:
Es gibt keine Kontraindikationen für die Durchführung.
Bei Amalgamfüllungen bei Schwangeren muss man sich der Möglichkeit einer passiven Diffusion von Quecksilbermolekülen über die Plazentaschranke bewusst sein.
Betreuung von Schwangeren in der Odontostomatologie
Chirurgische Eingriffe:
Bei Schwangeren ist das Blutungsrisiko aufgrund einer Verlängerung der Blutungs- und Gerinnungszeit zu berücksichtigen.
Betreuung von Schwangeren in der Odontostomatologie
Chirurgische Eingriffe:
Wird vorzugsweise im 2. Quartal durchgeführt.
Im Notfall kann der Eingriff unter Beachtung der oben genannten Vorsichtsmaßnahmen jederzeit während der Schwangerschaft durchgeführt werden.
Für Antibiotika:
Dabei müssen der Ort der Infektion, die Art des Keims sowie die Pharmakokinetik der einzusetzenden Produkte berücksichtigt werden.
Für Schmerzmittel:
Paracetamol ist praktisch das einzige, das ohne Risiko (ohne es zu übertreiben) verschrieben werden kann.
Für Anxiolytika:
Aufgrund der erhöhten Emotionalität und nervösen Anspannung bei Schwangeren kann es erforderlich sein, dass der Zahnarzt Anxiolytika verschreibt, die keine dämpfende Wirkung auf die Atemwege haben.
Behandlung schwangerer Frauen in der Odontostomatologie
Zum Thema Fluorid:
Es wird ab dem 5./6. Schwangerschaftsmonat aufgrund seiner positiven Wirkung auf die Zahnmineralisierung (-aufbau) des Fötus verschrieben.
Es wird auch für Kinder von der Geburt bis zum Alter von 12 Jahren empfohlen.
Verordnung: Verabreichung in Form von Natriumfluorid (Zymafluor ®) per os, Dosis: 0,25 mg – 0,50 – 0,75 mg – 0,1 mg pro Tag.
strenge Überwachung der Fluoridaufnahme durch:
- Trinkwasser
- Lebensmittel (Banane, Apfel, Tee usw.)
Die therapeutische Dosis liegt sehr nahe an der bei Fluorose, daher ist die richtige Anwendung wichtig.
Schwangerschaft und Mundhöhle
V – SCHLUSSFOLGERUNG:
Eine Schwangerschaft ist ein besonderer physiologischer Zustand, der durch das Risiko einer fetal-mütterlichen Vitalprognose gekennzeichnet ist.
Der Zahnarzt muss sich der verschiedenen Veränderungen bei schwangeren Frauen sowie der damit verbundenen Risiken für Mutter und Fötus bewusst sein, um eine angemessene therapeutische Betreuung gewährleisten zu können.
Schwangerschaft und Mundhöhle
Bei tiefen Karieserkrankungen kann eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich sein.
Interdentalbürsten reinigen effektiv die Zahnzwischenräume.
Eine Zahnfehlstellung kann zu Problemen beim Kauen führen.
Unbehandelte Zahninfektionen können sich auf andere Körperteile ausbreiten.
Für schrittweise Ergebnisse werden Aufhellungsschienen verwendet.
Gebrochene Zähne können mit Komposit-Harzen repariert werden.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr trägt zur Erhaltung einer gesunden Mundhöhle bei.