Zahnanomalien
I / Einleitung:
Zahnanomalien unterliegen wie die aller Organe den Gesetzen der allgemeinen Pathologie. Sie werden in 3 Kategorien eingeteilt:
– Angeborene Anomalien: im Mutterleib entstanden
– Erbliche Anomalien: genetisch übertragen
– Erworbene Anomalien: treten nach der Geburt auf
II / Ätiologien:
Mehrere Theorien zur Erklärung der verschiedenen Zahnanomalien:
- Genetische Theorie: Chromosomenveränderungen;
- Umweltfaktoren während der Embryogenese
- Direktes Trauma für den Keim
- Störungen des Phosphocalcium-Stoffwechsels
- Avitaminose (Vit. D ++ )
- Vergiftung: Fluorid, Medikamente usw.
III / Angeborene Anomalien :
Diese Anomalien entstehen im Mutterleib. Sie können erblich bedingt sein oder infolge einer genetischen Mutation auftreten.
III.1 Eruptionsanomalien:
1- Frühreife:
– verkümmerte Zähne, die dem Verschwinden geweiht sind
– Bei bestimmten Syndromen kann es zu vorzeitigem Ausschlag kommen
Beispiel: Sotos-Syndrom (Gehirngigantismus: schnelles Wachstum)
Ellis-Van-Creveld-Syndrom (Chondroektodermale Dysplasie: Polydaktylie, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Kleinwuchs usw.)
Sturge-Weber-Syndrom (Enzephalotrigeminale Angiomatose).
2- Verzögerter Ausbruch:
kann folgende Ursachen haben:
- Lokales Hindernis: Tumor, Odontom usw.
- Endokrine Störungen: Hypogonadismus, Hypothyreose, Hypopituitarismus …
- Genetischer Ursprung: Syndrom. Beispiel: Picnodysostose.
3- Peeling:
Es handelt sich um den vorzeitigen Verlust der Milchzähne und/oder der bleibenden Zähne, der verschiedene Krankheiten begleiten kann, die gemeinsam Parodontose und Knochenabbau haben.
Beispiel: – Hypophosphatasie (angeborener Mangel an alkalischer Phosphatase)
– Langerhanszellen-Histiozytose
– Chediak-Higashi-Krankheit
– Papillon-Léage-Syndrom.
III.2 Zahlenanomalien:
a) Ermäßigung:
1- Agenesie : das Fehlen eines Zahns und seines Keims
*Anodontie = Fehlen aller Milchzähne oder bleibenden Zähne
*Oligodontie: teilweise Anodontie, die sich auf einen oder zwei Oberkiefer erstreckt.
2 – Syndromische Formen:
Syndromische Oligodontie ist an vielen polymalformativen Syndromen beteiligt.
Beispiel: Anhydrotische (oder hypohydrotische) ektodermale Dysplasie oder Christ-Siemens-Touraine-Syndrom: gekennzeichnet durch Hypodontie oder vollständige Anodontie + Anhydrose (kein Schwitzen) und Hypotrichose (haarlos) bei einem Subjekt mit infantilem oder senilem Aussehen. Es gibt viele Zwischenformen.
b) Erhöhen:
- Überzählige Zähne (Polyodontie):
– Interesse an provisorischen und bleibenden Zähnen
– Vorherrschend im oberen Schneidezahn- und Prämolarenbereich
– Kann kegelförmig oder normal sein
– Sind isoliert oder mit anderen Missbildungen verbunden.
- Schneidezahnhyperodontie ( Mesiodens ):
Ein überzähliger Zahn in kegelförmiger Form, in normaler oder anastrophischer Position (180°-Drehung um die horizontale Achse) zwischen 11 und 21.
- Odontom/Odontoid: Hierbei handelt es sich um einen mehr oder weniger stark verkalkten Zahnumriss.
III.3 Formanomalien:
a) Größenanomalien:
1- Mikrodontie (Zahnkleinwuchs):
Es handelt sich dabei um eine Verkleinerung der Zähne. Eine Beteiligung des gesamten Gebisses ist selten und geht mit interdentalen Diastemen einher. Diese Zähne sind von schlechter Qualität und oft abnormal geformt.
2- Makrodontie (Zahngigantismus):
Es handelt sich um eine Vergrößerung der Zähne. Durch den Platzmangel im Zahnbogen kommt es zu überlappenden Zähnen.
b) morphologische Anomalien:
1-Carabelli-Tuberkel und Bolk-Tuberkel:
* T.de Carabelli: überzähliger Höcker auf der Gaumenseite von 16/26
* T.de Bolk: überzähliger Höcker auf der vestibulären Oberfläche der oberen Backenzähne
- Zwillingsgeburt:
Das Zahnelement scheint aus mehreren Zähnen zu bestehen.
Häufige Anomalie auf Höhe der oberen Schneidezähne. Die Verbindung erfolgt bei der Fusion, allerdings zwischen einem normalen Zahn und einem überzähligen Zahn (wobei die Krone oder die Wurzel oder beides gleichzeitig betroffen sein kann).
3- Fusion:
Tritt auf, wenn sich zwei Keime während ihrer Entstehung durch das Dentin vereinigen.
4- Konkreszenz:
Es handelt sich um die Verbindung zweier Keime durch den Zement und ist eine Folge der Hyperzementose.
5- Taurodontismus:
Anomalie der radiologischen Entdeckung durch das Vorhandensein einer großen Pulpakammer.
6- Zahnlücken :
Es handelt sich um die Einstülpung des Zahnschmelzes in das Zahnmark.
III.4 Strukturanomalien: Veränderung der Struktur des Zahngewebes
A) Aufbau des Zahnschmelzes:
1- Dysplasie/Dystrophie: Dieser Begriff wäre für alle Zahnschmelzläsionen angemessen, die auf einer Störung der Amelogenese ohne genetische Ätiologie beruhen.
2- Amelogenesis imperfecta:
- Hereditäre Amelogenesis imperfecta:
Strukturelle Veränderung des Zahnschmelzes embryogenen Ursprungs, die nicht in ein Syndrom einbezogen ist (isoliert)
Es werden verschiedene Formen beschrieben:
* hypoplastische Form: reduzierte Dicke des Zahnschmelzes, der rau, ausgehöhlt und mit linien-, becher- oder schichtweise angeordneten Grübchen erscheint
*hypomature Form: opaker oder pigmentierter (orangefarbener) Zahnschmelz, der schnell abgetragen wird
*hypokalzifizierte Form: Zahnschmelz von normaler Dicke, aber weich und bröckelig
- Syndromische Amelogenesis imperfecta:
Es geht mit vielen genetischen Erkrankungen einher.
Die hypokalzifizierte Form wird bei Stoffwechselerkrankungen (Rachitis, Albright-Krankheit usw.) und ektodermalen Erkrankungen (Okklodento-Ossäres Syndrom, Epidermolysis bullosa usw.) beobachtet. Es können auch andere Formen (hypomatur, hypoplastisch) auftreten.
B) Aufbau des Dentins:
1- Dentinogenesis imperfecta (DI): Die Zähne haben eine durchscheinende bernsteinfarbene, manchmal bläuliche Farbe. Der Zahnschmelz ist brüchig und löst sich leicht ab, was zu starker Abnutzung der Zähne führt.
- Das hereditäre opaleszierende Dentin stellt die isolierte erbliche Form der Dentinogenesis imperfecta dar.
- Die familiäre Capdepont-Dysplasie ist eine genetisch bedingte Form, die beide Gebisssätze (temporär und permanent) betrifft und mit anderen Zahnanomalien (Position, Anzahl usw.) einhergeht.
2- Dentindysplasie (DD): Es werden zwei Formen beschrieben:
- Coronal DD: Schäden an der Krone der Milchzähne, die durchscheinend erscheinen, mit anarchischer histologischer Struktur des Dentins.
- DD-Wurzel: Die Krone ist normal, aber die Wurzel ist kurz, wodurch der Eindruck eines Zahns ohne Wurzel entsteht. Die Pulpakammer fehlt.
III.5 Lageanomalien:
A – Zahneinschluss
Der radiologisch vorhandene Zahn bricht nicht zum erwarteten Termin durch.
B- Ektopie:
Der Zahn befindet sich in einiger Entfernung von seinem üblichen Durchbruchsort.
C- Heterotopie:
Der Zahn befindet sich in einer extramaxillären Position.
D-Transposition:
Der Zahn hat mit einem Nachbarzahn den Platz getauscht. Der Fall des Eckzahns und des Prämolaren kommt häufig vor.
E-Rotation:
Die vestibuläre Oberfläche des Zahns ist zur lingualen Seite ausgerichtet.
IV/ Erworbene Anomalien:
IV.1. Dyschromie:
1- Durch Abtötung des Marks:
Der Zahn wird durch Absterben des Zahnmarks gräulich. Diese Demütigung ist eine Folge eines Hohlraums, eines direkten Traumas oder eines wiederholten Mikrotraumas (Bruxomanie).
Es ist auch sekundär zur Therapie (Devitalisierung, Nasennebenhöhlenkürettage mit Läsion des vaskulär-nervösen Bündels von M und PM).
2-Nach der Medikation:
Eine Vergiftung durch bestimmte Stoffe wie Quecksilber und Cadmium kann Dyschromie verursachen.
Das Gleiche gilt für bestimmte Medikamente wie zum Beispiel Cycline (Tetracyclin, Doxycyclin), die während der Schwangerschaft oder während der Organogenese eingenommen werden und sehr unansehnliche gelbliche oder gräuliche Verfärbungen hervorrufen.
3- Fluorose oder menschlicher Darm:
Es ist eine Fluoridvergiftung.
Führt zu gelben und dann bräunlichen Flecken auf der vestibulären Lingualebene der Zähne. Als erstes sind die Schneidezähne und der 6. Zahn betroffen.
4- Neugeborenengelbsucht:
Grüne Pigmentierung als Folge einer Neugeborenengelbsucht.
5- Leukome:
Coronale weißliche Flecken.
IV.2. Mylolyse oder keilförmige Resorptionen:
Axtförmig, mit glatter und glänzender Oberfläche, befindet sich an den Zahnhälsen auf der vestibulären Oberfläche.
Oft empfindlich gegenüber Mikrotraumen: (Zähneputzen, Zucker).
Manchmal ist eine Devitalisierung (langsames Absterben der Pulpa) erforderlich. Kann auch spontan aufhören.
IV.3. Rhizalyse
1) Physiologische Rhizose an Milchzähnen: Es bleibt nur die Zahnkrone übrig, was zu deren Abfallen führt.
2) Rhizalyse an bleibenden Zähnen:
Es führt zu einer Abtötung des Marks:
- wenn der Zahn reimplantiert wird
- in Kontakt mit einem eingeschlossenen Zahn
- in der Nähe eines intraossären Tumors …
IV.4. Abschürfungen:
Es handelt sich hierbei um eine abnorme, horizontale Abnutzung des Zahns, der dadurch besonders spröde wird.
Der Ursprung ist mechanischer Natur (Bruxomanie). Eine reaktive Verkalkung der Pulpa tritt schleichend auf.
V/ Therapeutische Möglichkeiten:
Die Behandlung besteht oft aus einer Zahnextraktion.
Wenn die Kronenhöhe und der Zustand der Wurzel es zulassen, können wir über prothetische Versorgungen (Kronen, Brücken usw.) oder Versorgungen mit ästhetischen Materialien (Komposite) nachdenken.
Therapeutika zum Aufhellen dyschromer Zähne sind meist enttäuschend.
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